Ist der Handstand gesund? – Gesundheitsvorteile und Kontraindikationen erklärt

Ist es gesund, Handstand zu lernen? Oder gibt es vielleicht auch Risiken, durch die die Kopfüberposition sogar ungesund sein kann? 

Handstand zu lernen oder auf Händen stehen zu können, verlangt Körper und Geist so einiges ab. Entsprechend werden beim Üben hier einige Anpassungsreaktionen hervorgerufen, die einem auch im Alltag, Arbeit oder anderen Sportarten zu Gute kommen. Gleichzeitig ist es eine besondere Herausforderung so eine neue Position zu erlernen, weshalb es auch einige Dinge zu berücksichtigen gibt. Im Folgenden erkläre ich dir daher die Vorteile sowie auch Kontraindikationen, die du beim Erlernen und Trainieren des Handstands berücksichtigen solltest. 

 

Anforderungen des Handstands an den Körper

Zunächst sollte man sich bewusst machen, was man vom Körper eigentlich verlangt, wenn man sich auf die Hände stellt. Gerade im Erwachsenenalter kann es ein bisschen dauern, bis der Körper lernt damit umzugehen. Jedoch ist es entsprechend genau deshalb eine gute Herausforderung! 

Blut- und Lymphflüssigkeit

Durch die Umkehrhaltung zieht die Schwerkraft Blut und Lymphe Richtung Kopf, statt wie sonst Richtung Füße. Entsprechend muss hier das Herz-Kreislaufsystem mit der Richtungsänderung umgehen, um trotzdem alle Zellen ausreichend zu versorgen bzw. zu verhindern, dass der Druck im Kopf zu groß wird. Gleichzeitig muss der Körper weniger arbeiten, um Lymphflüssigkeit und Blut aus den Beinen nach oben zu transportieren.

Muskulatur

Auf den Beinen zu stehen ist man gewohnt, und die Muskulatur im Unterkörper ist entsprechend stark ausgebildet. Wenn man sich aber nun auf den Armen halten möchte, müssen diese zusammen mit Schultern und Rumpf erstmal die entsprechende Kraft aufbauen. Nur so können sie die Stabilität erbringen, die es braucht, um im Handstand zu stehen.

Gleichgewicht

Um sich auf Händen halten zu können, braucht es neben der Kraft auch noch die Koordination bzw. die Balance. Entsprechend wird das Gleichgewichtsgefühl des Körpers hier besonders gefordert und trainiert.

Konzentration

Da der Handstand bzw. auch andere Kopfüberpositionen, wie Kopfstand oder Unterarmstand, keine gewöhnliche Haltung darstellen, ist ein erhöhtes Maß an Konzentration gefragt. Das ist natürlich auch abhängig vom Trainingsstand. Ein Zirkusakrobat schafft es, auf zwei Armen auch Rechenaufgaben oder andere komplexe Denkaufgaben zu lösen, während ein Anfänger den ganzen Fokus auf alle Aspekte der Handstandposition halten muss.

Handstand mit Unterstützung

Wieso ist der Handstand gesund?

Die Umkehrhaltung hat verschiedene positive auf Körper und Geist. Im Folgenden siehst du die Vorteile, die das Handstand lernen oder Handstandtraining mit sich bringt.

Positive Effekte des Handstandtrainings auf den Körper

1. Stärkung von Oberkörper und Core 

Insbesondere die “drückende” Muskulatur in Schultern und Armen sowie Rücken und Core wird gefordert. Durch regelmäßiges Training wirst du hier somit an Kraft und Stabilität gewinnen, was auch deine Haltung verbessern kann. 

2. Verbesserung von Gleichgewicht und Körperkontrolle

Der Handstand stellt eine besondere Herausforderung an deine Koordination dar. Im Verlauf des Trainings wirst du somit automatisch deine Balance und Körperbeherrschung verbessern. Dieser Gewinn an Kontrolle kann auch sich auch positiv in anderen Sportarten oder im Alltag bemerkbar machen.

3. Förderung von Durchblutung und Lymphfluss

Durch die umgekehrte Körperhaltung wird der Blut- und Lymphfluss im gesamten Körper angeregt und auch trainiert. Das kann zu einer verbesserten Sauerstoffversorgung im gesamten Körper verhelfen.

4. Verbesserung die Knochendichte

Belastung auf das skeletale System ruft Anpassungen hevor. So können auch Umkehrhaltungen wie der Handstand dazu beitragen, die Knochendichte zu erhöhen und das Osteoporoserisiko zu verringern. 

5. Verbesserte Beweglichkeit

Durch die neue Herausforderung an deinen Körper, wird dieser auch mit verbesserter Beweglichkeit reagieren. Diese kann sich sowohl durch eine größere Bewegungsweite z.B. in Beinen oder auch Schulter- und Brustbereich bemerkbar machen. Bei bereits flexible Personen dagegen, kann es zu einer besseren Kontrolle in der bereits vorhandenen Range kommen.

Positive Effekte des Handstand auf die Psyche

Sich neuen Herausforderungen zu stellen, sei es im Sport oder auch anderen Lebensbereichen, erfordert Mut und Engagement. Gerade beim Handstand lernen ist der Fortschritt nicht immer linear – allerdings kann man aus dem Lernprozess bereits viele Vorteile für die mentale Gesundheit ziehen.

1. Stärkt das Selbstvertrauen

Ein erfolgreicher Handstand kann das Selbstvertrauen stärken, da er sowohl körperliche als auch geistige Stärke erfordert. Wenn man zeitenweise mal weniger vorankommt, kann Frust aufsteigen, was jedoch ebenfalls zum Lernprozess gehört und die Selbstwahrnehmung herausfordert. Viele Personen haben zunächst Angst vor der Kopfüberposition – doch gerade, wenn man diese dann überwindet, gibt es einen richtigen Boost fürs Selbstbewusstsein!

2. Abbau von Stress und Ängsten

Handstände sind eine hervorragende Möglichkeit, Spannungen abzubauen und Stress und Ängste zu reduzieren. Die Konzentration, die für einen Handstand erforderlich ist, kann auch dazu beitragen, den Geist zu beruhigen und rasende Gedanken zu reduzieren.

3. Verbessert den Fokus und die Konzentration

Die Ausführung eines Handstandes erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Konzentration. Regelmäßiges Üben kann dazu beitragen, diese Fähigkeiten zu verbessern, sowohl auf als auch außerhalb der Matte.

4. Stärkt die Widerstandsfähigkeit

Handstände können eine Herausforderung sein und erfordern viel Ausdauer und Entschlossenheit, um sie zu meistern. Regelmäßiges Üben kann helfen, Widerstandsfähigkeit und mentale Stärke aufzubauen.

5. Erhöht die Achtsamkeit

Das Üben von Handständen kann eine Form der Achtsamkeitsmeditation sein, da es von Ihnen verlangt, dass Sie sich Ihres Körpers und Ihres Atems in diesem Moment vollkommen bewusst sind.

Überlastung ist ein häufiger Fehler beim Handstand lernen.

Verletzungsrisiko

Wie jeder Sport und jede ungewohnte Bewegung birgt auch das Handstandtraining das Risiko einer Verletzung. Da es allerdings keine Fremdeinwirkung, wie zum Beispiel bei Team- oder Kampfsportarten gibt und die Position grundsätzlich sehr ruhig angegangen werden kann, ist das Verletzungspotential eher gering.

Stattdessen kommt es beim Lernen des Handstands eher zu schleichenden Problemen durch Überlastung. Vornan sind Handgelenke, Ellbogen und Schultern häufig betroffen. Entsprechend ist es ratsam, dass man mit einem guten Grundlagentraining startet.

Wenn man das Handstand-Projekt also mit den richtigen Übungen und einem guten Trainingsplan angeht, gewöhnt sich das muskulo-skeletale System an die Herausforderung und wird dadurch insgesamt belastbarer. Überstütze also nichts, und halte dich lieber ein wenig länger mit Handstandübungen an der Wand auf. Mit der richtigen Herangehensweise kann man solche ungesunde Nebeneffekte des Handstands vermeiden!

Kontraindikationen – wann ist der Handstand ungesund oder risikoreich?

Nicht jeder Mensch sollte sich am Handstand versuchen. Unter gewissen Bedingungen sollte man besonders vorsichtig sein, um keine gesundheitlichen Schäden zu riskieren.

1. Bluthochdruck und Herzprobleme

Chronischer Bluthochdruck ist kein KO Kriterium, um Handstand zu lernen. Vielmehr kann Bewegung im richtigen Maße helfen, den Blutdruck besser zu regulieren und sogar dauerhaft zu senken! Wichtig ist es hierbei allerdings, dass du nicht von “gar kein Sport” dich direkt kopfüber stellst, sondern dass du das Ganze langsam angehst, damit dein Körper und damit dein Herzkreislaufsystem sich daran gewöhnen und anpassen kann. Achte zudem auf eine gleichmäßige ruhige Atmung, um den steigenden Druck im Kopf zu regulieren.

Personen mit Herzproblemen oder Herzkrankheiten sollten Handstände ebenfalls vorsichtig angehen, da die Umkehrhaltung eine sehr andere Belastung für das Herz darstellt. Wenn plötzlich das ganze Blut aus den Beinen durch die Schwerkraft Richtung Herz gezogen wird, kannst du dir vielleicht vorstellen, dass es hierbei zu Problemen kommen kann.

2. Akute Verletzungen

Bei akuten Verletzungen vor allem im Nacken, Rücken-, Schulter- und Armbereich solltest du zunächst auf Handstände verzichten, um keine Folgeverletzungen zu riskieren. Sorge stattdessen dafür, dass du mit alternativen Übungen deine Körperspannung und Kraft in den betroffenen Gelenken aufbaust oder erhältst.
Wenn du schon sehr sicher in der Handstandposition bist, kannst du dich vorsichtig nach und nach dann wieder an den Handstand herantasten, solltest aber auf jeden Fall im schmerzfreien Bereich bleiben. Achte zudem darauf, dass du zu 100% die Kontrolle behältst und nur Handstand Übungen machst, bei denen keine unkontrollierten Abgänge vorkommen können.

3. Chronische Beschwerden

Wenn du bereits chronische Beschwerden an Sehnen, Gelenken oder Muskulatur im Oberkörper hast, ist abzuwägen, ob der Handstand für dein Training Sinn macht. Es kommt hier aber sehr auf die Ursache deiner Beschwerden an! Durch technisch richtige Positionierung und solides Aufbautraining, könnten beispielsweise Rückenprobleme, Nackenbeschwerden oder Instabilität in den Schultern durch das Handstandtraining auch reduziert werden! Hier ist eine professionelle Trainingsbetreuung ratsam.

4. Gleichgewichtsstörungen

Menschen mit Gleichgewichtsstörungen oder Schwindelproblemen sollten Handstände vermeiden, da sie ein erhöhtes Risiko für Stürze und Verletzungen darstellen. Je nach Ursache für die Gleichgewichtsprobleme, solltest du diese zunächst lösen, bevor du dich ans Handstand lernen machst.

5. Blutungsneigung

Menschen mit Blutungsneigung oder Blutgerinnungsstörungen sollten beim Handstandtraining vorsichtig sein, da der Handstand den Druck in den Blutgefäßen erhöhen kann. Hier gilt es also sich langsam heranzutasten und sich gegebenenfalls individuell nochmal beraten zu lassen.

6. Augenprobleme

Personen mit Augenproblemen wie Glaukoma oder Augenoperationen in der Vergangenheit sollten die Situation mit dem Augenarzt abklären. Durch die Kopfüberposition kann sich der Druck in den Augen erhöhen, was bei Vorbelastung zu negativen Folgen führen kann. 

7. Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft ist nicht der optimale Zeitpunkt um Handstand zu lernen. Wenn du allerdings den Handstand sicher beherrschst, kannst du auch während der Schwangerschaft in gewissem Maße weiter üben. Natürlich solltest du aber nur die Positionen trainieren, die du sicher kontrollieren kannst. Höre auf jeden Fall auf deinen Körper und mache nur das, was sich auch gut anfühlt!

8. Unzureichende Kraft und Technik

Bevor du Handstände versuchst, solltest du eine ausreichende Stützkraft in den Armen, Schultern und dem Rumpf haben. Wenn du also vorher noch keinen Sport gemacht hast oder gerade aus einer längeren Sportpause kommst, solltest du zunächst ein Aufbautraining machen und dich von einem Trainer oder Trainerin beraten lassen.

Fazit – ist der Handstand nun gesund oder ungesund?

Zusammengefasst kann man aber festhalten, dass fast jede Person Handstand lernen und trainieren kann. Wichtig ist es, auf den Körper zu hören und sich bei Bedarf eine ärztliche Empfehlung sowie eine professionelle Trainingsberatung dazu zu holen. 

Viel größer als die Risiken sind auf jeden Fall die Vorteile, die das Handstandtraining auf deine Gesundheit hat.

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